Fakten über Bielitz-Biala


Die Doppelstadt war seit dem Mittelalter ein bedeutender Standort der Tuchmacherei, die straff in Zünften organisiert war. In einer Urkunde aus dem Jahre 1815 heißt es, daß "es in Bielitz 700 und in Biala 500 Webmeister deutscher Zunge gab".

Im 19. Jh. blühte in den Schwesterstädten die Textil- und die Maschinenbauindustrie auf. Ihre Erzeugnisse waren in der ganzen Österr.-Ung. Monarchie und im Ausland bekannt.

In der 1918 neu entstandenen Republik Polen war Bielitz eine der wohlhabendsten Städte.

Die Sprachinsel mit den Städten Bielitz und Biala sowie den sie umgebenden schlesischen und den deutschen Dörfern Alzen, Kunzendorf (Lipnik) und Wilmesau auf der polnischen Seite bildeten die Brücke nach Galizien.

Die Stadt Bielitz war, wie auch Teschen, bis zum Untergang der Sprachinsel 1945 ein Zentrum der Evangelischen Kirche. In Bielitz steht heute noch das einzige Denkmal für Martin Luther in Polen.

Die um 1910 rund 40.000 Deutschen der Sprachinsel hatten sich eine "Schulstadt" geschaffen, deren Bildungswesen das ganze Teschener Schlesien durchdrang und bis weit nach Ostgalizien ausstrahlte. Zwischen 1860 und 1874 wurden das Staatsgymnasium, die Oberrealschule, drei Lehrerbildungsanstalten und die Staatsgewerbeschule (Höhere Ingenieurschule) gegründet.

1720 entstand in Bielitz die erste öffentliche Bücherei Südschlesiens.

1834 wurde der Bielitz-Bialaer Männergesangverein gegründet; es war der erste in der Donaumonarchie. 1862 folgte der BB-Turnverein, aus dem auch die BB-Freiwillige Feuerwehr hervorging, 1890 entstand das Stadttheater, 1893 der Beskiden-Verein. 1908 gab es 93 deutsche, 15 jüdische und 2 polnische Vereine.


Die Wahlen zum polnischen Sejm (Parlament) 1928 ergaben in Bielitz 64,5 % deutsche, 20,8 % polnische und 14,7 % jüdische Stimmen.

Bis 1930 war die Stadtverwaltung von Bielitz noch deutsch.

Noch bevor es in Wien eine Straßenbahn gab, plante man in Bielitz die elektrische Bahn vom Bahnhof nach dem Erholungsgebiet Zigeunerwald. Es gab schon Trottoire (Bürgersteige), Gasbeleuchtung und bald auch elektrisches Licht sowie eine Wasserleitung. 1893 nahm das Elektrizitätswerk den Betrieb auf und ab 1895 wurde die "Elektrische Bahn Bielitz - Zigeunerwald" auf der 5 km langen Strecke von der "Bielitz-Bialaer Elektricitäts und Eisenbahn-Gesellschaft" betrieben. Von den Aktionären waren 75% Deutsche, 25% Juden und 1 Pole.

Der deutschen Minderheit wurde von den polnischen Behörden das Leben zunehmend schwerer gemacht, insbesondere ab 1935, nach dem Tode von Marschall Piłsudski. Die Repressalien erreichten 1938 ihren Höhepunkt. Die deutschen Schulen wurden immer mehr verkleinert oder ganz geschlossen. Von Behörden und polnischen Betrieben wurden deutsche Arbeitnehmer gezwungen ihre Kinder in polnische Schulen zu schicken. Großbetriebe mußten ihre deutschen Arbeiter entlassen, die deutschen Vereine wurden verboten. Deutsche durften ihren Grundbesitz nicht mehr frei an ihre Kinder vererben.
1939 wurden auf der Altbielitzer Anhöhe Befestigungen und Schützengräben angelegt. Die Kriegsvorbereitungen waren überall in vollem Gange.

Im zweiten Weltkrieg gab es in der Stadt fast keine Zerstörungen. Nur 1939, beim Beginn des Polenfeldzuges, hatten polnische Pioniere den Eisenbahntunnel unter dem Stadtzentrum gesprengt. Die Straßenkreuzung über dem Tunnel, über die der Hauptverkehr in Richtung Krakau rollte, blieb dabei intakt.

Nach der Flucht 1945 und der Vertreibung der in Bielitz verbliebenen deutschen Bevölkerung 1946 fielen alle funktionsfähigen Fabriken, aller deutscher Besitz und die ganze intakte Infrastruktur der Stadt an den polnischen Staat. Aus den von der Sowjetunion besetzten Ostgebieten Polens kamen viele Menschen nach Bielitz-Biala und bilden seitdem die überwiegende Mehrzahl der Bürger von Bielsko-Biała.